Gefahrgut-LKW verliert Flüssigkeit - 23. März

BASISDATEN
Wochentag, Datum: Donnerstag, 23.03.2023
Alarmeingang: 16:51 Uhr
Einsatzende: 02:00 Uhr (24.03.2023)
Einsatzort: Greding, Rastanlage Ost
Stichwort + Schlagwort: ABC THL BIO / CHEMIE - THL Chemie Pkw / Lkw
Interne Einsatznummer: 032023019

WEITERE INFORMATIONEN

 

Kalte Lage
Die Einsatzstelle - die Rastanlage Greding Ost - befindet sich an der BAB9 von München kommend Richtung Nürnberg. Unmittelbar nach ihr folgt die Anschlussstelle Greding. Nordwestlich der Rastanlage, weniger als 200 Meter Luftlinie wird 2011 das neue Gerätehaus der Feuerwehr bezogen. Eine Lieferantenzufahrt kann auch von der Feuerwehr genutzt werden. Eine Anfahrt über die Autobahn ist deshalb nicht nötig. Am späten Nachmittag des Ereignistages sind etliche der 38 PKW-Parkplätze und auch fast alle der 44 LKW-Parkplätze belegt.

 

Die Alarmierung
Ein LKW-Fahrer der Rastanlage wird auf einen abgestellten Sattelzug aufmerksam. Aus dem Auflieger tropft eine unbekannte, trübe Flüssigkeit. Seine Beobachtungen meldet er richtigerweise alsbald der Polizei. Durch unterschiedliche, am Gespann angebrachte Hinweisschilder können erste Rückschlüsse auf die mögliche Beladung gezogen werden. Da davon ausgegangen wird, dass der LKW mit Gefahrgut beladen ist, wird durch die Integrierte Leitstelle (ILS) Mittelfranken Süd gemäß Alarmplanung die Alarmierung verschiedener Einsatzkräfte in Gang gesetzt.

Um 16:51 Uhr wird für die Feuerwehr Greding Vollalarm ausgelöst. Die Feuerwehr Kipfenberg soll mit weiteren Chemikalienschutzanzügen (CSA) und mit dem dementsprechend dafür benötigten Personal unterstützen. Zusätzlich kommen die Feuerwehren Obermässing und Offenbau (Dekontamination), Mosbach, Spalt, Altenfelden, Brunnau, Allersberg (Warnen), die Kreisbrandinspektion, der Fachberater Drohne sowie die beiden Landkreiseinheiten Unterstützungsgruppe Atemschutz / ABC und die Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung (UGÖEL) hinzu. Der Fachberater des Technischen Hilfswerk (THW) und ein Ansprechpartner aus dem Landratsamt werden ebenfalls alarmiert.

 

Einsatzablauf
Wenige Minuten nach der Alarmierung trifft der Einsatzleitwagen (ELW 1) der Feuerwehr Greding an der Einsatzstelle ein. Nach einer kurzen Erkundung aus der Ferne kann die Lage vor Ort bestätigt werden. Dem Transportschein ist zu entnehmen, dass fast 24 Tonnen Abfall versetzt mit Gefahrstoff geladen sind, die in Nordeuropa der Müllverbrennung zugeführt werden sollen.

Der Bereich um den LKW wird großräumig abgesperrt. Währenddessen gehen zwei Feuerwehrmänner unter schwerem Atemschutz zur weiteren Erkundung und für erste Maßnahmen vor. Nach Absprache mit der Polizei wird die Rastanlage vorsorglich komplett gesperrt. Hierfür wird die Feuerwehr Kinding mit einem Verkehrssicherungsanhänger (VSA) nachalarmiert. Bis zum Eintreffen der Autobahnmeisterei übernehmen die Nachbarn aus Oberbayern die Sperrung der Rastanlage von München kommend. Weiter wird auch die Dispo-Gruppe Drohne zur Einsatzstelle gerufen.

Mit Hilfe von Mulden und Fässern wird die Flüssigkeit aufgefangen. In Unmittelbarer Nähe befindet sich ein Gully mit Zulauf in die Schwarzach. Deswegen kommen zusätzlich Rohrdichtkissen zum Einsatz.

Um das Großaufgebot besser koordinieren zu können wird die Einsatzstelle in unterschiedliche Einsatzabschnitte strukturiert. Abschnitt 1 – Gefahrenstelle, Abschnitt 2 – Dekontamination und Abschnitt 3 – Bereitstellungsraum. Als Führungsmittel für den Einsatzleiter dient nun der Einsatzleitwagen 2 (Katastrophenschutz Landkreis Roth). Betrieben wird die fahrende Führungszentrale vom Personal der Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung (UGÖEL).

Um den Grundschutz der Stadt Greding zu gewährleisten wird für den Zeitraum des Einsatzes die Feuerwehr Thalmässing alarmiert. Mit einem Löschfahrzeug übernehmen sie die Gebietsabsicherung der Stadt Greding.

Mit der Drohne des Landkreises wird der LKW überflogen. Zum einen um die Auffindesituation zu dokumentieren und zum anderen um mehr über die Ladung herauszufinden.

Weitere Trupps unter schweren Atemschutz und Folienschutzanzügen setzen verschiedene Messgeräte und Teststreifen des Gerätewagen-Gefahrgut (GW-G) der UG Atemschutz / ABC ein. Auch hier kann bestätigt werden, dass der Stoff gesundheitsgefährdend ist. Um genauere Erkenntnisse über die Art und Eigenschaften der Flüssigkeit zu bekommen wird die Analytische Task Force (ATF) der Berufsfeuerwehr München angefordert. Angerückt mit vier Fahrzeugen, darunter ein Labor auf Rädern, wird auch durch ihnen bestätigt, dass die Ladung Bestandteile von umwelt- und gesundheitsgefährdeten Stoffen beinhaltet. Mit einem Schnelltest kann unter anderem Chromat nachgewiesen werden.

 

Fazit
Gerade bei einem Einsatz wie diesem, mit einer großen Anzahl an Kräften war das bilden von Einsatzabschnitten eine hilfreiche organisatorische Maßnahme. Auch das Konzept der Kreisbrandinspektion, Spezialaufgaben wie die Dekontamination von Einsatzkräften an kleinere Feuerwehren auszulagern, hat sich bewährt. Bestätigte ABC-Lagen (atomar, biologisch, chemisch) sind oft Personal- und zeitintensiv. In diesem besonderen Fall handelt es sich um einen gesundheits- und umweltgefährdeten Stoff. Oberste Priorität hat deswegen der Schutz der eigenen Kräfte, der Bevölkerung und der Umwelt, um einen langfristigen Schaden am Ökosystem zu verhindern. Nach über 8,5 Stunden rücken gegen 1:30 Uhr die letzten Fahrzeuge wieder ins Gerätehaus ein. Am Samstagnachmittag werden alle Fahrzeuge, die eingesetzte Ausrüstung und die Einsatzkleidung gereinigt. In den Folgetagen muss die Feuerwehr Greding noch zweimal zur Einsatzstelle ausrücken. Dort unterstützt sie eine Fachfirma bei den Folgemaßnahmen.

Die Feuerwehr Greding bedankt sich bei der tadellosen, organisationsübergreifenden Zusammenarbeit.


VOR ORT / ALARMIERT

EINGESETZTE FAHRZEUGE

Einsatzleitwagen (12-1 ELW1), Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (40-1 HLF), Tanklöschfahrzeug (21-1 TLF) + Pulverlöschanhänger (P250), Gerätewagen Logistik (55-1 GW-L1), Rüstwagen (61-1 RW) 

DISPONIERTE FEUERWEHREN

Feuerwehr Obermässing (Dekon)

(Landkreis Roth) Feuerwehr Thalmässing, Feuerwehr Offenbau (Dekon), Feuerwehr Allersberg, Feuerwehr Altenfelden, Feuerwehr Brunnau, Feuerwehr Mosbach, Feuerwehr Spalt (alle Disco-Gruppe Warnen)

(Landkreis Eichstätt) Feuerwehr Kinding, Feuerwehr Kipfenberg

KREISBRANDINSPEKTION

Kreisbrandinspektor (KBI) Bereich 3, KBI Bereich 5, Fachkreisbrandmeister (KBM) Atemschutz / ABC, Pressesprecher der Kreisbrandinspektion, KBM Brandbezirk Greding

ÜBERÖRTLICHE EINRICHTUNGEN

Unterstützungsgruppe (UG) Atemschutz / ABC, Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung (UGÖEL), Dispo-Gruppe Drohne, Dispo-Gruppe Warnen, Dispo-Gruppe Dekontamination (siehe oben)

WEITERE BOS

Polizei, Rettungsdienst, Notarzt, Technisches Hilfswerk Ortsverband Hilpoltstein (THW OV HIP)

ÄMTER UND FACHFIRMEN

Führungsgruppe Katastrophenschutz Landratsamt Roth (FüGK), Wasserwirtschaftsamt, Autobahnmeisterei, Dienstleistungen Knon


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